11/05/2014

[Gedankenschnipsel] Deutsch - eine aggressive/harte Sprache?

Hallo meine Lieben! 


Heute ist Mittwoch und es war mal wieder Nachhilfe-Zeit. Seit einigen Wochen betreue ich einen demnächst 12-jährigen Griechen in Deutsch und heute stand Aussprache-Training auf dem Programm. Und da ging es los. Ich muss meinen Nachhilfeschüler wirklich loben, er spricht für den relativ kurzen Zeitraum, den er in diesem Land lebt, schon wirklich gut. Aber es gibt ein paar Worte, die er ziemlich hart ausspricht. Dies war mir bisher ein mittelgroßes Rätsel, aber vor wenigen Tagen habe ich im Internet ein Video zum Thema "Ist Deutsch eine aggressive Sprache?" gesehen. Nun. Und darauf habe ich ihn heute angesprochen:

Denkst du, Deutsch ist eine aggressive Sprache? - Ja. 
(Und das lässt mich seit heute Nachmittag einfach nicht mehr los.) 

Ich lebe und liebe die deutsche Sprache. Ich spreche Deutsch und vor allem schreibe ich Deutsch. Ich liebe deutsche Worte, ich liebe diese kleinen, verschlungenen Ecken, diese Eigenheiten, die Wortspiele und -verdreher. Deutsch ist schön: vom Heine-Gedicht, bis zum Schimpfwort. 

Und es tut mir fast schon physisch weh, wie viele Deutsch für hart, kalt und aggressiv halten. Ich meine, ich bin schon ein ziemlicher Fan von Hollywood-Produktionen (zumal Deutschland diesbezüglich im Vergleich einfach nicht mithalten kann - sind wir mal ehrlich), aber auch dadurch gibt es im Ausland genau zwei Bilder von Deutschen: ulkige Bayern und schreiende Nazis. —Ist nicht schön. Aber so. 

(Und ich warte mit Grauen und schlotternden Knien auf den Tag, an dem es schreiende, Bayrisch sprechende Nazis in irgendwelchen Filmen gibt - wenn ihr diebezüglich bereits das fragwürdige Vergnügung des Niedergangs unseres Weltbildes hattet, dann schweigt still und lasst mich in der Illusion der Existenz eines winzigen Fitzelchens Hoffnung.)

Natürlich hat die Geschichte unserer Sprache die Aggressivität auf den Buckel geschrieben. Und wir sind selbst schuld. Uns hat man mal mit Goethe, Schiller, Heine und Co. verbunden - jetzt mit zwei Weltkriegen (Und ulkigen Bayern) - wenn das nicht der kulturelle Abstieg des Jahrtausends ist, dann weiß ich auch nicht, wer es noch schlimmer verbockt hat. 

Ich bin sicher das direkte Gegenteil eines Patrioten (Patriotismus ist Idiotismus mit Flagge - meine Meinung), aber bei meiner Muttersprache bin ich dann doch etwas empfindlich. Jede Sprache ist auf ihre Weise schön und elegant, lustig, mitreißend oder einfach nur praktisch. 
Und Deutsch galt einst als Sprache der Dichter und Denker (Johann und Friedrich sei Dank!) und irgendwie ist sie das im Kern doch immer noch. Wir sind ein in den letzten Jahrhunderten mehrfach durch den Fleischwolf gegangenes Land mit einer Gehacktes-Sprache. Aber Dinge bleiben im Kern immer gleich. Und Deutsch ist im Kern schön. 
Die Welt ist auf dem besten Weg, internationaler und schneller zu werden. Und dann ist da Deutsch. Mit viel zu vielen Großbuchstaben und ellenlangen Wortgruppengebildungsdingenskirchensens und ein bisschen ALT in dem ganzen NEU. Und irgendwie liebe ich diese Sprache deswegen. Weil sie eben als Sprache der Gedichte angefangen hat und weil sie zerpflückt wurde und ein bisschen verschandelt und abgestuft. Weil sie auf ihre heimliche Weise elegant ist, mit viel Geschichte.
Ja, auch Deutsch wird internationaler und aufgeräumter und ich bin der festen Überzeugung, dass die ganzen Großbuchstaben verschwinden werden und Abkürzungen hinzukommen. Sollen wir das Aufheben? Um Gottes Willen NEIN - selbst wenn wir könnten. 
Aber von Zeit zu Zeit wird der Kern durchschimmern und dann ist Deutsch eben nicht aggressiv und schreiend, sondern das leise Poetische.

Anlässlich dieser Erkenntnis, wird es eventuell in den nächsten Tagen vorkommen, dass ich euch ab und an mal einen kleinen Auszug meiner Lieblingsgedichte zusende. 
Wer ebenfalls eine Meinung zu diesem Thema hat, ist eingeladen sie in Kommentaren usw. zu teilen.

Alles Liebe,
Antonia

2 Kommentare:

  1. Ich liebe Sprachen allgemein sehr. Meine Lieblingsfächer in der Schule waren Englisch und Französisch. Ich habe mir immer leicht beim Sprachen lernen getan und hatte sogar richtig Spaß daran. (Texte und Geschichten) schreiben, Wortkreationen erfinden und/oder mit der Sprache einfach nur zu spielen, sind Sachen, die ich oft mache und die mir richtig Freude bereiten. Dass Deutsch eine grobe, harte Sprache ist, habe ich auch schon das ein oder andere Mal gehört, ich persönlich sehe das aber nicht so. Ich glaube, dass es eher eine Sache der Betonung ist und nicht an den Wörtern liegt. Vielleicht reden Deutsche/Österreicher auch einfach nur betonter, härter, als beispielsweise Franzosen!?

    An und für sich sehe ich das aber so: jede Sprache ist auf ihre eigene Art und Weise schön und besonders.

    Liebe Grüße ♥

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    1. Hallo Janine!

      Seit Anfang des Schuljahres entdecke ich meine Liebe zur Sprache immer mehr. Ich habe Deutsch zwar schon immer geliebt, aber momentan mausert es sich neben Englisch zu meinem Lieblingsfach. Ich lerne ja seit der 7. Klasse Latein und auch diese Sprache erschließ sich mir jetzt immer mehr.

      Ich habe Deutsch selbst auch nie als 'harte' Sprache erlebt und das andere Leute dies tun, ist mir auch nur durch ein YouTube-Video in den Kopf gekommen. Daraufhin habe ich darüber mit meinem Nachhilfeschüler gesprochen (Deutsch ist nicht seine Muttersprache) und er empfand die Sprache auch als hart, bzw. aggressiv. Und dann dachte ich, wäre das Thema vielleicht einen Blogeintrag wert.

      Liebe Grüße,
      Antonia :)

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Danke, dass ihr durch eure Kommentare aktiv zum Training von Antonias Sprunggelenken beitragt. Sollte sie nach eurem Kommentar länger nichts posten, liegt es nahe, dass sie sich beim Rückwärts-Flick-Flack nach dem Entdecken einen Wirbel ausgerenkt hat.

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