10/19/2016

[Classic Confessions - No. 21] Hast du Erfahrungen mit Theaterumsetzungen von Klassikern? Wenn ja - welche?



Jaja, ich weiß, es ist die letzten Tage sehr ruhig auf dem Blog gewesen und ich habe den  Niederländisch für Anfänger-Beitrag diese Woche ausgesetzt. Ich würde die Dinge an dieser Stelle wirklich gern in eine wesentlich blumigere Sprache packen, aber die Erkältung, die mich volle Kanone am Montag erwischt hat, wird momentan immer unangenehmer und lähmt mir den Geist. Ich bin immer furchtbar langsam im Denken, wenn ich krank bin. Schlimm, schlimm. Und sprachlich kommen da auch keine Glanzleistung rum. Deshalb sparen wir uns diese Farce und ich konzentriere mich auf a) Gesund-Werden und b) meine Examens-Woche. Drückt die Daumen, am Montag gehts los.

Deshalb spare ich mir heute mal die Roman-Einleitung. Nehmt's mir nicht übel, aber langsam gesellt sich zur allgemeinen Trägheit und Halsschmerzen auch noch eine deftige Migräne. 


Hast du Erfahrungen mit Theaterumsetzungen von Klassikern? Wenn ja - welche?


Ich hatte die Frage ursprünglich eigentlich ein bisschen anders formuliert. Zugegebener Weise. Und ich habe sehr lang mit mir gekämpft diese köstliche Formulierung aufzugeben, weshalb wir jetzt noch mal kurz drüber sprechen müssen. Ursprünglich war die Frage: "Warst du schon einmal in einer Theater-Umsetzung eines Klassikers, um die zu verarbeiten eine Selbsthilfegruppe nötig gewesen wäre." — Ich war mir aber nicht so ganz sicher, wie viele von euch die traumatischen Erfahrungen, die ich in postmodernen Faust I-Umsetzungen machen musste, teilen. Deshalb ein bisschen neutraler formuliert.

An dieser Stelle übrigens: Ich bin öfter mal im Theater (zugegeben tendenziell mehr in Musicals, weil ich eine wahnsinnige Schwäche für Musicals habe als für "richtige" Theaterstücke) und meist gehe ich sehr zufrieden mit der Welt oder zumindest mit dem Stück wieder raus. Nun. Manchmal eben aber auch nicht. Ich will deshalb jetzt das Theater nicht schlecht reden. Ich finde Theater klasse, doch eine der prägendsten Erfahrungen war eher negativ. Ein Stück, dessen Umsetzung mich immer mehr aufregt, desto mehr ich drüber nachdenke. Faust I. Postmodern. Ja, ihr habt es erfasst.

Das Theaterstück zu Faut I war einer der letzten Schulausflüge, die ich in meinem Leben gemacht habe. Wenn ich mich nicht irre, irgendwann Herbst oder Winter. Noch nicht ganz ein Jahr. Alles noch relativ frisch. Ich bin - erst einmal - aus diesem Stück raus und fand es nicht gut, aber okay. Jetzt auch nicht unterirdisch schlecht. Aber - wie bereits erwähnt - desto länger ich drüber nachdenke, desto wütender und desto enttäuschter bin ich darüber eigentlich. Nicht, dass ich irgendwie ein riesiger Faust-Fan währe, bin ich nämlich echt nicht (ich finde die Protagonisten, abgesehen von Mephistopheles so unsympathisch, dass ich nie wirklich warm mit dem Stück geworden bin). Aber das Stück war einfach schlecht. Nicht, weil ich mit dem Stoff nicht warm wurde, sondern weil es sehr viel falsch gemacht hat, was - meiner Meinung nach - eine Menge moderner Stücke falsch machen. Zusammenfassen kann man es in zwei Hauptaspekte:

1. Ein Stück muss sich entweder selbst erklären oder gar nicht erklären, weil die Erklärung, die man beabsichtigt, unnötig ist, weil jeder seine eigene finden sollte. Wenn zu Beginn - ja, Publikum bestehend aus Schülern (Schülern der Oberstufe!!!) hin oder her - 15 Minuten erklärt werden muss, wie man das Stück zu verstehen hat, dann läuft da was falsch. Als Autor schreibe ich ja schließlich auch keinen Lektüreschlüssel zu meinen Büchern und händige ihn aus oder heule rum, wenn die Art, wie ich die Geschichte interpretiert wissen wollte, überhaupt nicht verstanden wird. Vielleicht ist meine Umsetzung dann unverständlich - oder auch einfach nur zweitrangig und ich mache mich wichtiger, als ich eigentlich bin. Sucht euch aus, was von beidem eigentlich schlimmer ist.

2. Falsche Tiefe.

Der zweite Punkte braucht mehr als einen kurzen Absatz, deshalb mache ich den jetzt, atme einmal tief durch und dann, dann, spreche ich mal darüber, was mich bei modernen Umsetzung, bzw. teilweise auch vielen modernen Stücken sehr stört. Oh, du hast also alle Worte in deinem postapokalyptischen Roman klein geschrieben und keine Satzzeichen verwendet - hat es eigentlich weh getan, als dir jemand daraufhin den Pulitzer-Preis hinterhergeschmissen hat? Kann ich mir gut vorstellen. Oder warte, vielleicht auch nicht. Ich halte mich nämlich an Grammatikregeln, voll langweilig, jedenfalls meistens, wenn's Sinn macht und so. Ich könnte da wirklich eigene Romane drüber schreiben (und eventuell wird aus dieser ganzen Geschichte auch mal ein eigener Post, in nächster Zeit), wie sehr mich dieses möchtegernintellektuelle Gehabe auf die Palme bringt.

Und das ist eben nicht nur bei Büchern ein Problem, sondern auch bei Theaterstücken. Leute, wieso nehmen sich alle so ernst? Wieso versuchen alle so krampfhaft individuell zu sein und merken dabei gar nicht, wie sehr sie in den elenden Mainstream abdriften. Das Stück hatte ein interessantes Bühnenbild und die Schauspieler waren klasse, das Drehbuch sehr nah am Original. Wie zur Hölle kann man dann so viel vollkommen deplatzierten Bullshit zwischendrin unterbringen? Das geht gegen jedwede physikalische Gesetze, sage ich euch! Aber nichtsdestotrotz. Offensichtlich ist alles möglich. 

Ich schlucke jetzt erst mal eine Blutdrucktablette und möchte bevor ich diesen Post beende noch einmal daran erinnern, dass ich größtenteils sehr positive Erinnerungen an Theatervorführungen habe. Und ich bin auch echt nicht die Art von Person, die will, dass alles in historischen Kostümen vonstatten geht oder überhaupt in irgendeiner festgelegten Art. Macht, was ihr wollt, nur bitte macht es gut. Und nehmt euch selbst nicht so ernst, wenn ihr Kunst macht - oder es zumindest versucht.

Soviel von mir. Ich kuschle mich jetzt wieder mit Tee ins Bett und versuche noch ein bisschen produktiv mit Research Methods zu werden. Ich freue mich auf eure Antworten!

Liebe Grüße,
Antonia



Über die Aktion


Die Aktion geht ein Jahr lang (bzw. 53 Wochen) und für jede Frage, die ihr mit einem eigen Post beantwortet und unter dem Ursprungspost auf meinem Blog verlinkt, wandert euer Name ein Mal in den Lostopf. Am Ende der 53 Wochen könnt ihr also 53 Mal in meinem Lostopf sein (oder 12 Mal, wenn ihr nur 12 Fragen beantwortet habt etc. pp.) und habt eine Chance darauf, im Juni 2017 ein fettes Bücherpaket zu gewinnen. Und mit fett meine ich fett. Lasst euch überraschen - aber seid sicher, dass für jeden etwas dabei ist.

- jeden Mittwoch poste ich eine Classic-Confessions-Frage
- diese müsst ihr in einem eigenen Post beantworten und meinen Blog darin verlinken
- dann müsst ihr die URL als Link unter meinem Post teilen
- fertig, euer Name ist in den Lostopf gewandert!

Ihr habt bis zum folgenden Dienstag 23:59 Uhr Zeit, die wöchentliche Frage zu beantworten. Danach seid ihr natürlich immer noch gern dazu eingeladen, könnt aber nicht mehr verlinken und werdet nicht mehr gezählt.

Solltet ihr mal eine Woche ausgesetzt haben, ist das nicht schlimm. Ihr wandert so oft in den Lostopf, wie ihr teilgenommen habt - durch regelmäßiges Teilnehmen erhöht sich lediglich eure Chance auf den Gewinn.

Das Banner darf natürlich gern kopiert werden :)


Die komplette Vorstellung findet ihr hier und weitere Fragen beantworte ich natürlich gern in den Kommentaren.


Die Teilnehmer


a.k.a. Awesome Classic-Squad


6 Kommentare:

  1. Ohja, ich hatte meinen Theater-Schrecken auch beim postmodernen Faust.
    Nicht nur, dass man wegen fehlenden Kostümen, die Leute kaum auseinander halten konnte (Faust im Anzug. Juhu ...)und das Bühnenbild lediglich mit einem Projektor projektiert wurde...(es musste wohl gespart werden..) Nein, der Licht-Techniker hatte sozusagen den Job seines Lebens und tobte sich übereifrig aus und leuchtete die Hauptpersonen entsprechend ihren Absichten mit roten, grünen oder blauen Licht an. (NICHT IHR ERNST? :D) Danach wollte ich nie wieder in ein modernes Theaterstück gehen...
    Aber es gab auch schöne Erlebnisse. Zb. die postmoderne Fassung von die Räuber, in Weimar. Durch den Faust grauste es mich schon. Aber am Ende hat es irgendwie total gut gepasst.

    Liebe Grüße, Anja

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    1. Huhu :)

      Ach Gottchen, dann sind wir ja sozusagen Leidensgenossen :D Bei dem Wort "Weimar" schlug mein Herz übrigens kurz ein bisschen höher, ich bin nämlich von Hausaus Thüringerin und die furchtbare Faust-Aufführung hat sich bei mir genau da - also in Weimar - ereignet. Klein ist die Welt.

      Dass sie Die Räuber dann doch ganz gut hinbekommen haben, freut mich. Für dich und für Die Räuber. Meine Kusine ist öfter mal in Weimar im Theater und meinte auch schon, dass sei ein Auf und Ab. Mal sehr gut, mal unterirdisch.

      Liebst,
      Antonia

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    2. Das ist mittlerweile auch schon 10 Jahre her.. Ein verhunzter Faust in Weimar? Wie tragisch und schrecklich, der arme Goethe. Ich kann es wenigstens auf das Provinz-Theater schieben.
      Die Räuber in Weimar waren auch sehr experimentell, aber irgendwie hat für mich alles gepasst. Es wurde halt viel Bezug auf die aktuelle Politik gegeben, allerdings stimmte das Ganze mit meinem Politik-Verständnis überein und darum fand ich das auch sehr schön.
      Das war aber auch vor 10 Jahren, ich habe mal eine Vorschau gesehen, zu einer Aufführung zu 2015, die war schon wieder ganz anders, weil sich die Politik und das Weltgeschehen natürlich mittlerweile auch geändert hat.
      Aber das finde ich sehr spannend, in 10 Jahren sieht die Aufführung wahrscheinlich wieder anders aus, aber Die Räuber und ihr Stoff wird immer aktuell bleiben.
      ...wenn man es nicht wie beim Faust verhunzt...

      Lg, Anja

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  2. Schade, dass die Inszenierung von Faust so ein Reinfall war. Ich habe dieses Stück nie auf der Bühne gesehen, kenne aber die Verfilmung der Inszenierung aus den 60er Jahren mit Gustaf Gründgens.
    Ich muss ja zugeben, dass ich eher ein Fan von traditionellen Inszenierungen bin, wobei ich nichts gegen Modernisierungen und individuellen Umsetzungen an sich habe. Aber wenn es zu seltsam oder experimentell wird, bin ich meistens nicht allzu glücklich.

    Bei meinem Beitrag habe ich mich mehr auf die Umsetzung von Romanen als Theaterstücke konzentriert - hier ist der Link: http://neyasha.blogspot.co.at/2016/10/classic-confessions-21-hast-du.html

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    1. Ja, man sollte die Stücke wirklich nicht totexperimentieren. Damit ist keinem geholfen. Die Inszenierung aus den 60er Jahren mit Gustaf Gründgens kenne ich persönlich nicht, aber vielleicht gebe ich dem Faust (beziehungsweise den Inszenierungen) noch mal eine Chance damit. Danke für den Tipp!

      Dass du dich mehr auf die Umsetzung von Romanen als Theaterstücke konzentriert hast, finde ich persönlich klasse. Daran hatte ich noch gar nicht gedacht. Freue ich mich schon zu lesen.

      Liebst,
      Antonia

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  3. Oh ja, über Faust könnten wir noch stundenlang diskutieren. Aber ich beschränke mich mal auf das Wesentliche: http://skylifeswelten.blogspot.de/2016/10/classic-confessions-no-21-hast-du.html
    Ich drück dir außerdem ganz fest die Daumen für deine Prüfungen und wünsche dir ganz viel Glück.
    Skylife

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Danke, dass ihr durch eure Kommentare aktiv zum Training von Antonias Sprunggelenken beitragt. Sollte sie nach eurem Kommentar länger nichts posten, liegt es nahe, dass sie sich beim Rückwärts-Flick-Flack nach dem Entdecken einen Wirbel ausgerenkt hat.

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