8/30/2015

[Artikel] Michael Buchinger - mein August-Lebensretter ODER: Ich hasse Spontanität

Michael Buchinger, vice.com



Vor gut eineinhalb Wochen habe ich das letzte Mal einen Artikel vorgestellt/kommentiert/aus tiefstem Herzen empfohlen (nennt es wie ihr wollt, da bin ich liberal) und da das Wetter so schön ist, dass ich mich praktisch aus Prinzip in meinem Zimmer verkrieche und mir eine kältere Jahreszeit herbeiwünsche, hatte ich sehr viel Zeit, sehr viele Artikel zu lesen. Und YouTube-Videos zu schauen. Und ja, auch Schulzeug zu machen*. Aber primär die primäre und sekundäre Sache. So habe ich Michael Buchinger entdeckt. Und da sag noch einer, nicht rauszugehen sei ungesund. Nicht rauszugehen und auf YouTube rumzuhängen, ist vielleicht das Gesundeste (ein Wort, das sich seltsam falsch anhört, aber jetzt trotzdem einfach stehen bleibt), was ich in meinen Sommerferien gemacht habe.

"Was hat das alles mit dem Artikel zu tun, Antonia?" fragt ihr euch jetzt ganz sicher**. Das ist genau die falsche Herangehensweise! Habe ich jemals in meinen Erklärmanövern enttäuscht? Bin ich jemals nicht irgendwann irgendwie auf den Punkt gekommen? Und wenn ihr Einleitungen hasst, wieso seid ihr dann überhaupt noch hier? Ich zelebriere Einleitungen, das solltet ihr aber wissen. Fragt lieber sinnvollere Sachen wie: "Existiert das Wort "Gesundeste" wirklich?". Das beschäftigt zumindest mich gerade. Aber nicht genug, um es nachzuschlagen oder bei Google einzugeben. Wie auch immer. Ich wollte ja eigentlich über Michael Buchinger und meine leidenschaftliche Frischluft-Verachtung sprechen und über den August und wieso genau manche Artikel echte Lebensretter sind. Und weil zwei Absätze Einleitung dann doch mehr als genug sind, mach ich das jetzt auch einfach:

Ich habe Michael Buchinger - den Verfasser des Artikels - vor einigen Wochen dank des Webvideo-Preises entdeckt (den er in der Kategorie "Lifestyle" dieses Jahr mit seinem Hasslisten-Format auf YouTube gewonnen hat). Wie bereits angeklungen ist, ist er vor allem für seine "Hasslisten" bekannt, in denen er am Ende jedes Monats aufzählt, was er in ihm besonders gehasst hat. Ansonsten bastelt er ab und zu auf seinem Kanal, riskiert Leib und Leben beim Backen und ist auch ansonsten ein wirklich liebenswertes Unikat auf YouTube. Er dreht allerdings nicht nur YouTube-Videos, sondern schreibt auch herrliche Artikel. Wie den, den ich euch heute vorstellen will.

Michael liebt Weißwein, hasst ansonsten aber ziemlich viel und beweist das in schönster Regelmäßigkeit auf seinem YouTube-Kanal. Für seine Rubrik „Meine Hassliste" hat er dieses Jahr sogar einen Webvideopreis gewonnen—wenn Michael Buchinger also eine Woche lang dazu gezwungen ist, allem positiv gegenüberzustehen, ist das ein ziemlich großes Opfer. Vorhang auf.
Anmerkung der vice-Redaktion, Einleitung zum Artikel

Michael Buchinger hat also eine Woche lang zu allem "Ja" gesagt und lehrt die Leser der Auswertung dieses Experiments ein Mal mehr, dass eine positive Lebenseinstellung dich nirgendwo hin bringt, außer ins Krankenhaus. Das ganze ist zusätzlich untermalt mit einigen Bildern, die dieses gewisse "Was zur Hölle mache ich eigentlich"-Gefühl einfangen, das ich momentan sehr gut verstehen kann. Man muss nicht immer "Ja!" sagen und die Erlebnis-Möglichkeiten zelebrieren, die einem das Leben vielleicht - vielleicht auch nicht - vor die Füße schmeißen könnte, auch wenn manche Instagram-Accounts euch das Gegenteil vorgaukeln. Wenn man auf eine Sache keine Lust hat, dann ist das in Ordnung. Ihr verpasst nicht jedes Mal die wichtigste Erfahrung eures Lebens. Euer Leben ist schließlich kein Motivations-Song einer berliner Indie-Band, die ab der Hälfte des Liedes beginnt auf Styropor zu musizieren und dazu Ausdruckstanz zu Gertrude Stein-Texten betreibt. (Zu eurer Information: So wollt ihr euer Leben auch gar nicht haben. Ich bin vor einem viertel Jahr aus Versehen in ein modernes Symphonie-Konzert geraten, auf dem wirklich zwischendurch mit Styropor musiziert wurde und das war wirklich alles andere als bereichernd.)


Ich möchte jetzt keinen demotivieren, der sich ein Ziel gesetzt hat und da mit Elan ran geht. Gott, nein, macht das ruhig. Versucht alles Leben einzuatmen und Erfahrungen zu sammeln, finde ich super. Aber manchmal hat man einfach nicht den Elan sich ins - seien wir ehrlich - mehr unspektakuläre als aufregende Leben zu stürzen. Manchmal hat man auch das Recht "Nein" zu sagen.

Ich habe im Moment keine Lust, permanent "Ja" zu sagen. Ich will im Moment, um ehrlich zu sein, ziemlich viel "Nein" sagen und selbst entscheiden, welche Dinge mir Spaß machen und welche Dinge ich einfach lassen will. Und ich finde es großartig, wie Michael Buchinger genau die Gegentrends schafft, die wir brauchen (oder vielleicht brauche auch nur ich Michael Buchingers Gegentrends, aber wie dem auch sei..). Ich finde es in Ordnung zu versuchen, die beste Version von sich selbst zu sein. Wirklich. Aber ich finde es auch in Ordnung, Spontanität manchmal einen Tritt in den Hintern zu verpassen. Wenn ihr gerade nicht spontan sein könnt oder spontan sein wollt, dann ist das okay. "Spontan sein" heißt nämlich nicht immer "besser werden". Ganz im Gegenteil. Wenn ihr besser werden wollt, dann wohl eher durch koordinierten Arbeits-Wahnsinn - die Betonung liegt auf koordiniert - und nicht durch spontane Ukulele-Konzerte. (Ja, auf so was läuft Spontanität hinaus. Obwohl ich eine Freundin habe, die herausragend Ukulele spielt. Wenn sie ein Konzert machen würde, wäre ich sofort zur Stelle und würde peinliche Fangirl-Plakate basteln.)

Und unabhängig davon, ob ihr im Moment traurig seid und einfach aus einer Situation heraus nicht spontan das Leben schnüffeln wollt oder ob ihr einfach einen Vorschlag für irgendeine Aktivität bekommt, die so dämlich ist, dass euch allein schon von der Vorstellung, damit eure Zeit zu vergeuden, übel wird: Ihr müsst es nicht immer anderen Recht machen. Ab und an "Nein" zu sagen, macht euer Leben nicht umbedingt weniger spektakulär.

Und wenn ihr wirklich Spaß wollt, dann schaut doch mal auf Michael Buchingers' YouTube-Kanal oder seinem Blog vorbei. Zumindest mir hat das im August nämlich wirklich das Leben versüßt.
Und nun, meine jungen Lehrlinge, schwärmt aus in die Welt und boykottiert Einladungen zu Lotti-Karotti-Spieleabenden und Crossfit-Trainingseinheiten.



Alles Liebe und noch ein schönes Wochenende,
Antonia



Michael Buchingers YouTube-Kanal
Michael Buchingers Blog

Der letzte Post [Artikel] Und täglich grüßt der Zeigefinger (Ehrlichkeit in der Öffentlichkeit)



* Ich ertrinke gerade metaphorisch in Informationen über Hildegard von Bingen. Das heißt so viel wie: "Ich lese momentan sehr viel, aber die Bücher, die ich lese, möchte ich nicht rezensieren, weil wieso sollte ich eine Biografie von Hildegard von Bingen rezensieren?!" Solltet ihr überraschender Weise brennende Verehrer von Hildegard von Bingen sein, mache ich das natürlich gern.

** Ich bin sicher, dass sich diese Frage kein Mensch gestellt hat. Aber ich brauchte eine Überleitung und die imaginäre Stimme im Kopf meiner imaginären Leser musste herhalten. Verzeiht mir bitte.


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8/18/2015

[Artikel] Und täglich grüßt der Zeigefinder (Ehrlichkeit in der Öffentlichkeit)


Harald Martenstein, ZEIT Magazin

Oh ja, es wurde mal wieder Zeit für eine kleine Ode an einen Artikel (die letzte zum Thema Inklusion findet ihr hier). Lustiger Weise geht es auch in diesem kleinen Schmuckstück vom großartigen Harald Martenstein thematisch in Richtung Behinderung, dieses Mal allerdings auf eine ganz andere Art und Weise.

Harald Martenstein habe ich des öfteren im Blickfeld, weil mich (und hoffentlich noch mehr aus meiner Klasse, Gott, der Mann ist einfach gut!) eine sehr liebe Deutsch-jetzt-nicht-mehr-Referendarin auf die kleinen Artikel-Perlen aufmerksam gemacht hat, die er von Zeit zu Zeit verfasst. Das ist jetzt mittlerweile schon ein sehr gutes halbes Jahr her und als ich heute durch die ZEIT online-Seite getigert bin, hatte ich beim Erblicken von Titel, Kurzbeschreibung und Verfasser einfach das tiefe Bedürfnis, genau das von ihm zu lesen. Und was soll ich sagen: Harald Martenstein ist mein Seelentier. Im übertragenen Sinne, zumindest manchmal. 

Aber genug Vorgeplänkel, ich will hier ja eigentlich über den Artikel sinnieren und keine Anekdoten zu meiner Identifikation von Harald Martenstein als mein Seelentier erzählen. 

"Monica Lierhaus hat offen erklärt, sie wäre lieber tot als behindert. Sofort war das Internet voller böser Kommentare. Müssen wir unsere Gefühle einer Norm anpassen?"
Harald Marteinstein, Kurzbeschreibung des Artikels im ZEIT Magazin


Monica Lierhaus, für all diejenigen unter euch, die sie nicht kennen und noch nicht den Artikel gelesen haben und deswegen jetzt wissen, wer sie ist (so eine Faulheit, also wirklich; hier könnt ihr euren eigenen Hang zur siebten der sieben Todsünden revidieren), ist eine ehemalige Sportreporterin, die nach einer Hirn-OP aufgrund eines Aneurysmas, während der Komplikationen auftraten, erst in ein künstliches Koma versetzt wurde und anschließend mit sehr beeinträchtigter Sprech- und Bewegungsfreiheit, de facto also körperlich behindert, aufwachte. 

Ich bin selbst nicht behindert und kann mir nicht im Ansatz vorstellen, durch welches Maß an Hölle Frau Lierhaus gegangen ist, weshalb jedes Urteil meinerseits untertrieben wäre, aber ich glaube, ich lehne mich nicht zu weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, die meisten Menschen haben nicht die Art von grausamer Erfahrung, die es braucht, um in irgendeiner Weise urteilen zu können. Und da geht das Problem auch schon los: Offenbar teilen nicht alle Menschen die Meinung, dass man sich manchmal nicht anmaßen sollte, zu urteilen. Wie ich die digitalen Zeigefinger in der Kommentar-Sektion von Online-Zeitschriften liebe. Das Leben wird doch gleich viel reicher, wenn man halb-anonyme Hass-Kommentare im Internet liest. Es gibt nichts besseres gegen zu niedrigen Blutdruck.

"Sie stellt das Leben von Menschen mit Behinderung infrage." - "Sie zeichnet ein falsches Bild" - "Sie wertet das Leben von Behinderten ab." - "Einfach armselig."
Beispielskommentare zu Monica Lierhaus’ Meinung* ausgesucht von Harald Martenstein 
(*ich halte mich mit Absicht mit dem Begriff "Bekenntnis" zurück, weil ich diese Formulierung für unangebracht halte. Die Wahrheit muss ja nicht immer zum Skandal geschrieben werden)

Nein, tut sie nicht. - Nein, tut sie nicht. - Nein, tut sie nicht. - Ist das Leben manchmal, aber in dem Fall bestimmt nicht der Mensch. Noch Fragen? Und bitte keine rhetorischen. Das ist nämlich genau das Problem: In Bezug auf Behinderung und zum Thema der eigenen Einschätzung zur Wertigkeit des eigenen Lebens. Wenn mich jemand fragt, ob ich lieber behindert wäre oder tot und ich empfinde die Antwort "tot", dann wäre es heuchlerisch mit "behindert" zu antworten. Also entweder wir stehen dazu, dass wir rhetorisch fragen und nicht mit einer anderen Wahrheit umgehen können oder wir kommen mit der Antwort klar. Zumal nicht gesagt wurde, dass behinderter Menschen im allgemeinen nichts wert sind, sondern das Leben manche Qualen eben nicht. Diese Meinung vertritt man nicht aus Lust, sondern Erfahrung und keiner hat da das Recht zu verurteilen. Leben und Tod ist etwas sehr persönliches.

Aber das Problem ist vielleicht gar nicht, dass Frau Lierhaus eine Meinung hat, die nicht mit der Meinung aller anderen Menschen übereinstimmt. Kann gut sein, dass man auch Schlimmes erlebt und das Leben trotzdem nie gegen den Tod tauschen würde - auch das ist vollkommen in Ordnung. Das Problem ist, dass wir in einer Gesellschaft leben, die mir manchmal scheint, als würde sie sich von Heuchelei ernähren. Es ist, als würden alle geradewegs darauf warten, dass irgendjemand etwas kritisches sagt oder tut, damit man sich gleich auf ihn stürzen kann. Es wird immer etwas gebraucht, über das man lästern und schimpfen kann, wir müssen immer böse Kommentare verfassen, immer einen Menschen irgendwie nieder machen. 
Von der ganzen Energie, die wir verbrauchen, um sinnlos** zu hetzten, könnten wir ganz andere Probleme lösen. Zum Beispiel Schäden an wichtigen Denkorganen und die beeinträchtigten Leben der Menschen, die unter ihnen leiden. Nur so eine Idee. 

Ich möchte damit nicht sagen, dass wir aufhören sollen Fragen nach Moral und Richtigkeit zu stellen. Fragen sind großartig und können nur vorantreiben. Aber hört auf rhetorische Fragen zu stellen, wo keine rhetorischen Fragen hingehören. Behindert oder lieber tot? Was geht's dich an.

** Damit meine ich nicht, dass jede Hetzte gleich ungerechtfertigt ist. Natürlich kann man sich über Vergewaltiger, Tierquäler und anderen Abschaum der Gesellschaft empören, nicht, dass ihr mich jetzt falsch versteht. Und ich bin sicherlich nicht die richtige Person um zu sagen, was verurteilt werden darf und wo man lieber vor der eigenen Haustür kehrt, aber manchmal wenigstens zu versuchen, die Position des anderen nachzuvollziehen, tut im Regelfall nicht weh.
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8/10/2015

Montagsfrage: Welche Figuren sind eins deiner Lieblingsbuchpärchen?

Die Sonne scheint/brennt ein Loch in den Asphalt, die Vögel zwitschern, ich muss noch Staubsaugen und Wischen, was ich gerade zu verdrängen versuche und deshalb die Montagsfrage beantworte. Hach, der Sommer, wie wir ihn kennen und Lieben.

Aber was wäre der Sommer ohne Pärchen aus Büchern, deren Liebesgeschichten und tragische Wendungen uns mental mit einem Löffel das Herz herauskratzen? Manchmal. Oh, Liebe. 

Passend dazu gibt's heute auch die Montagsfrage:

Welche Figuren sind eins deiner Lieblingsbuchpärchen?

Meine Freunde, wo soll ich da anfangen? Am besten dort, wo's richtig weh getan hat: Finnick und Annie aus Tribute von Panem. Da es sicher Leute unter euch gibt, die bisher lediglich die Filme gesehen haben und noch nicht die Bücher gelesen und deshalb den letzten Teil vom letzten Teil noch nicht kennen, werde ich jetzt nicht ins Detail gehen und euch zuspoilern. Die beiden fand ich jedenfalls irrsinnig großartig zusammen. Aber Löffel und Herz. Ich schweige über die Einzelheiten meiner Weinkrämpfe in Fötus-Lage.

Ein weitaus weniger dramatisches Liebespaar ist für mich die Kombi Annabeth und Percy, die ich auch sehr mag. Die sind zwar in den Tartarus gefallen und mussten ein ganzes Buch über Feuer trinken, um am Leben zu bleiben, aber hey. Sie leben noch und ich finde die beiden großartig zusammen. Gleichauf sind beim Pärchen-Ranking aus dem Buch Calypso und Leo. Vielleicht finde ich die beiden sogar noch ein bisschen drolliger zusammen. Nein, wirklich, allein für die beiden lohnte sich der 4. Teil (dessen Rezension ihr übrigens hier findet). 

Ansonsten finde ich, dass Kerstin Gier ein allgemeines Talent dazu hat, großartige Pärchen zu schaffen. Da kann man die "guten" (im Sinne von gut und böse) Pärchen aus der Edelsteintrilogie, der Silber-Trilogie und der Mütter-Mafia-Trilogie nehmen und ihr könnt euch sicher sein, dass ich sie heftig befürworte. (LUCY UND PAUL FOREVER)

Wenn ich zu den Nicht-Fantasy-Romanen gehen soll, würde ich auf jeden Fall Hazel und Augustus aus Das Schicksal ist ein mieser Verräter nennen, da... die... einfach... zu viele Gefühle. Ich muss nach Amsterdam. Beerdigungen sind für die Lebenden. Okay? Okay. Unendlichkeiten. Ich... Ich verlinke jetzt einfach meine Lieblingszitate aus dem Buch und geh mich irgendwo zusammenrollen.

Liebe Grüße!
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8/07/2015

[TOLLE FINAL-AKTIONS-EMPFEHLUNG] Silber - das dritte Buch der Träume

"Silber - das zweite Buch der Träume" war auf diesem Blog meine zweite Rezension und einer der ersten Posts, die ich auf diesem Blog überhaupt getätigt habe. Das war vor ein bisschen mehr als einem Jahr. Und nun sind es nur noch wenige Wochen bis zum großen Finale, also der Veröffentlichung des 3. Bandes. 

Als großer Kerstin Gier-Fan bin ich natürlich schon ganz aus dem Häuschen und warte ungeduldig auf Neuigkeiten. Und gestern erreichte mich eine sehr, sehr tolle: Anlässlich der Veröffentlichung vom dritten Band der Buchreihe, wird zum Träumen aufgerufen. Wortwörtlich. 

"Silber - das große Finale" heißt die Aktion, bei der ihr auf der Seite silber-finale.de eure eigene Traumtür zurechtbasteln und nebenbei auch noch tolle Gewinne abstauben könnt. Und das geht ganz einfach...

1.) auf die Seite gehen 
2.) Profil anlegen 
     > Daten angeben
     > Traumtür basteln 
     > Traum dahinter verstecken und mit einem Rätsel schützen
3.) die Traumtüren anderer öffnen, versuchen, ihr Rätsel zu lösen und ihre Träume entdecken
4.) für 5 gelöste Rätsel ein neues Dekoelement für die Gestaltung eurer Tür erhalten

Aber die Aktion ist noch nicht awesome genug: Neben ein bisschen knobeln und (positivem) stalken von anderen Leuten, könnt ihr ab dem 10. August jeden Montag und Donnerstag einen Gegenstand im Korridor finden, der einem Charakter aus dem Buch zugeordnet ist. Ab dem Fund des Gegenstandes habt ihr 48h Zeit, die Tür der Figur zu finden und ihr Rätsel zu lösen. Habt ihr das geschafft, wird euch Einlass in den Traum gewährt (und ihr könnt darin entweder etwas sehen oder selbst agieren - wie cool ist das denn bitte?!). Aber damit nicht genug: Ihr landet zusätzlich im Lostopf und habt die Chance, ein Doppelticket (oder einen Alternativpreis, solltet ihr angewählt haben, dass ihr an diesem Tag nicht könnt) für ein Fanevent am 26. September in Berlin zu ergattern. 

Ich habe diese Aktion gestern entdeckt und schon mal ein bisschen vorgeknobelt (es macht auch ohne die Gewinnchance riesigen Spaß, sich die Zähne an Rätseln auszubeißen) und musste euch deshalb einfach diese Empfehlung dalassen. Wenn ihr Lust habt, könnt ihr meine Tür auch mal besuchen und euer Glück an meinem Rätsel austesten, mein Name bei der Aktion ist "elia" (fragt nicht, ich weiß selbst nicht, wie zur Hölle ich auf diesen Namen gekommen bin xDD) 

Also: Viel Spaß und Glück! 
Antonia
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8/01/2015

[Gedankenschnipsel] Verrückte Karotte, diese Welt

So meine Lieben. Meine Besten. Meine großartigen Verfolger und kleinen Teilzeit-Philosophen. Ich habe ein Nickerchen gemacht, bin erwacht und war erleuchtet: die Welt braucht einen weiteren Gedankenschnipsel-Eintrag auf meinem Blog. Und mehr Wasser, tolerantere Menschen, SCHOKOLADE, Zeitreisemaschinen, freundlicheres Personal bei Douglas, kostenlose bunte Klebezettel für Schüler und Hundewelpen. (Die Aufzählung begann so hoffnungsvoll, jaja, ich weiß.)

An den meisten schlechten Dingen dieser Welt kann man nichts ändern. Oder nur sehr wenig. Das ist schade. An anderen schlechten Dingen kann man etwas ändern. Das ist schön. Wie zum Beispiel. An. Langweiligen. Satzstrukturen. 0derr shclechhter 3m0-sCHREIBweissssse auß denn beqinnenten 2OOOndrenen. (*Oder schlechter Emo-Schreibweise aus den beginnenden 2000ern - Siehste? Siehste.) Wir können zu kurz geschnittene Haare wieder wachsen lassen und Petitionen für ein Remake der Percy Jackson-Filme unterschreiben. Wir können an Tierheime spenden und alten Menschen über Straßen helfen (in der Hoffnung, dass sie da auch hin wollten). Wir können die letzte halbe Stunde des 5. Harry Potter-Films einfach überspielen und allen erzählen, dass wir überhaupt nicht wissen, wann in diesem Film irgendjemand irgendwie gestorben sein soll. Und wir könnten aufhören Asylanten-Heime anzuzünden und Homosexualität als Krankheit zu bezeichnen. Jaja, verrückte Karotte, was man nicht alles so machen kann. Verrückt, verrückt, verrückt.

Der Grund, warum dieser Gedankenschnipsel existiert, ist, dass wir in einer verrückten Zeit mit verrückten Gegensätzen leben. Ich habe das Gefühl, dass wir viel zu oft viel zu weit weggerückten Jahrzehnten hinterher hängen und uns über deren historische Bedeutung Nostalgie-Tränen ins selbstgehäkelte Taschentuch tupfen. Was an sich ja auch überhaupt kein Problem ist (#Geschichtsklassenstreber #WissenmachtSpaß #Jahreszahlensindnichtlangweilig), wenn wir darüber hinaus auch mal Tränen über unsere eigene Zeit ins selbstgeweinte Taschentuch häkeln (oder anders herum). Freudentränen, Nichtsosehrfreudentränen. Irgendwelche Tränen. Hopp, hopp, seid emotional! In welche Richtung auch immer.

Wir leben in einer wahnsinnig tollen, wahnsinnig verrückten Zeit ("wahnsinnig verrückten" - für diese Konstellation darf applaudiert werden, ich bin sicher das war irgendein total abgespacedes rhetorisches Mittel für die Super-Pros unter den Schreiberlingen - wie mich, obviously). Und wir vergessen das. Jedenfalls habe ich manchmal das Gefühl, dass wir es vergessen. 
Wir leben in einer Zeit, in der es zur Routine gehört, Weltraumflüge zu machen und mehr Wissen, als wir jemals begreifen könnten, nur einen Mausklick entfernt zu haben. Ich bin in einer Generation aufgewachsen, in der ein geteiltes Deutschland, Weltkriege und Kalte-Kriege nur noch Geschichte sind. Meine Kindheit bestand aus Kindheit und nicht aus irgendeiner Überspringung dessen. Das Internet war für mich immer da, ich habe noch nie Panzer gesehen und die Diktaturen, mit denen ich aufgewachsen bin, hat Harry Potter mit seinen Freunden zerschlagen. 

Und trotzdem oder gerade weil dem zünden Leute Asylanten-Heime an und missbrauchen Sprüche, die einst für die deutsche Einheit gestanden haben, wir irgendwelche rechten Aufmärsche. Ich bin angewidert, wie Menschen eine Zeit, die so voll von Wundern ist, mit Angst und Hass und irgendeiner Kombination und Reihenfolge aus beidem verschandeln. Angst vor Ausländern, Angst vor Homosexuellen. Hass gegenüber Ausländern, Hass gegenüber Homosexuellen. 
Proteste und Backsteine sollten nichts werden, was unser Land mehr ausmacht, als Fortschritt und Akzeptanz. Es macht mich wütend, dass Leute, die gemeinsam mit mir in dieser Zeit und in diesem Land leben, so engstirnig Menschen angreifen und verurteilen, die in ihren Heimat-Teilen dieser Welt geächtet und gejagt werden. Es wird immer Kriege geben, aber was gibt euch das Recht aus purer Angst und Dummheit hier wieder welche zu schaffen? Gegen Menschen, die dem letzten gerade entkommen sind?

Ich weiß, dass Ausländerfeindlichkeit schon fast eine alte Kamelle ist. Und ich habe es auch satt, mich immer wieder mit alten Kamellen auseinandersetzen zu müssen, weil Leute, die offensichtlich noch nicht genug gehasst und gepöbelt haben, sie immer wieder aufwärmen. Ich habe mich bisher darauf beschränkt, mich im realen Leben dagegen auszusprechen und Facebook-Posts gegen Ausländerfeindlichkeit zu teilen. Es war mir doch heute mal ein Bedürfnis, weil ich gestern erst den wahrscheinlich schönsten, mut-machendsten Post dazu gelesen habe, den ich euch gern noch dalassen wollte:

Ich bin heute morgen aufgestanden, habe Wasser aus der Leitung in ein Glas laufen lassen und es getrunken. Einfach so.
Dann habe ich mir ein Brötchen geholt. Während ich das tat, ist neben mir kein Haus explodiert. 
Auf dem Weg zurück wurde ich weder für meine Hautfarbe oder meine Sexualität bedrängt oder ermordet. Ich sitze in einer Wohnung, die selbst bei Regen trocken bleiben würde und besitze einen Computer inklusive Internet-Zugang, mit dem ich Zugriff auf nahezu das gesamte Wissen der Menschheit habe, während ich mein Brötchen esse. Und eventuell hole ich mir gleich noch ein Glas Wasser. Ob ich es trinke oder einfach stehen lasse ... mal sehen. Kommt nicht drauf an.
Um in dieser Situation zu sein, musste ich nicht die Menschen zurück lassen, die ich liebe. Und ich musste auch nicht mein Leben dafür aufs Spiel setzen oder mich einer erniedrigenden Prozedur unterziehen lassen. Das war einfach so. 
Wenn ihr in einer ähnlichen Situation seid wie ich, gehört ihr zu den reichsten Menschen der Welt. Und es tut gut, sich dieses Glück hin und wieder vor Augen zu führen. Zum Beispiel, bevor man einen wütenden Facebook-Kommentar schreibt. Oder etwas anzündet. 
Ich wünsche euch einen schönen Tag!

Der Text stammt von Ralph Ruthe, einem Komiker und Cartoonisten. Hier könnt ihr seine Facebook-Seite besuchen, der ich diesen Text entnommen habe. 

Verrückt, was nicht alles geht und in wie vielen Teilen dieser Welt das eben nicht so ist (und vor allem, wie damit umgegangen wird). Verrückte Karotte eben, diese Welt.

Liebe Grüße,
Antonia
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